Herzlich Willkommen!

Ich bin Andrew. Schön, dass du hier bist.
Ab dem Jahr 1900 habe ich begonnen, die Welt zu bereisen und als Kellner an verschiedensten Orten auf der Welt zu arbeiten.
Unterwegs habe ich meine Gedanken und Beobachtungen aus dieser Zeit in einem kleinen Notizbuch festgehalten.
Auf dieser Karte findest du Postkarten von den Orten, an denen ich war. Klickst du auf eine davon, kannst du:
– eine Sprachmemo hören
– eine kleine Story entdecken
– oder einen Blick in mein Originalbüchlein werfen
Ausserdem findest du verschiedene Icons mit Ereignissen aus dieser Zeit. Sie geben dir einen kleinen Einblick in die Welt, wie sie damals war.
Bist du bereit, den Spuren meiner Reise zu folgen?







POSTCARDS FROM ANDREW

Bun Di!
Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit im Hotel in St. Moritz. Es war meine erste Arbeitsstelle ausserhalb von Davos. Die Arbeit war anstrengend und oft stand ich bis spät in die Nacht im Dienst. Freie Tage gab es kaum. Aber ich lernte viel und der Lohn war gut. Das machte es etwas leichter.
Am Abend war immer am meisten los. Wir hatten viele ungeduldige Gäste, weshalb alles schnell gehen musste. Nach der Arbeit sassen wir Angestellten oft noch im Personalraum zusammen und erzählten uns Geschichten. Das sind meine liebsten Erinnerungen an diese Zeit. Es war nicht immer einfach, aber ein guter Anfang für alles, was noch kommen sollte.
-Andrew







glänzt der liebe Rosenschein.
Friede soll's noch einmal werden,
und die Liebe König sein“



Hoi Midänand!
Nach meiner Zeit in St. Moritz bin ich wieder zurück in meine Heimat gegangen. Zuhause in Davos war alles beim Alten. Es war ruhig, einfach und vertraut.
Oft half ich meiner Familie bei der Arbeit auf dem Hof. Es machte mir Freude, morgens früh im Stall zu stehen, die Schafe zu füttern und hinaus auf die Weiden zu begleiten. Die Ruhe, die Berge und die frische Luft taten mir gut. Aber je länger ich blieb, desto mehr spürte ich, dass ich noch nicht angekommen war. Ich wollte noch mehr erleben und etwas Neues sehen. Und so fasste ich einen Entschluss: Ich würde den Sprung wagen und nach Amerika reisen.
- Andrew







hat wenig Grund.
Im Herzen Dank,
ist guter Klang.
Dank mit der Tat,
das ist mein Rat.“



Howdy!
Die Überfahrt nach Amerika war ein Abenteuer für sich. Zwei Wochen auf offener See, das Schiff schaukelte ununterbrochen, das Essen war fade und das Bett kaum breit genug für meine Schultern. Trotz allem war es aufregend. Wenn ich an Deck stand und in die Ferne blickte, spürte ich, dass etwas Neues auf mich wartete.
In St. Louis fand ich eine Anstellung in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Bahnhofs. Die Gäste waren einfache Leute und hatten viele Geschichten zu erzählen. Ich verstand nicht alles, was sie sagten, aber ich nickte und lächelte. Das reichte meistens. Ich gewöhnte mich daran, dass hier alles ein bisschen lauter, schneller und grösser war als zuhause. Amerika war wild, fremd und manchmal anstrengend. Aber genau das machte es so spannend. Nach ein paar Monaten wusste ich, dass es Zeit war, weiterzuziehen. Europa rief, und ich hatte das Gefühl, dass meine Reise dort noch nicht zu Ende war.
- Andrew







The present is all thou hast,
The future soon will be present,
And the present will soon be past.”



Dear all,
Zurück in Europa führte mich mein Weg nach London. Dort fühlte ich mich schnell wohl. Ich arbeitete in einem eleganten Cafe in der Nähe des Hyde Park, wo ich praktisch den ganzen Tag nur Tee servierte. Und ganz ehrlich, dieser Tee war wirklich himmlisch.
Langsam wurde auch mein Englisch besser, und ich konnte mich wunderbar mit meinen neuen Kollegen unterhalten. Wir waren ein bunter haufen und haben oft zusammen gelacht. Mit ihnen wurde der Arbeitsalltag nie langweilig.
Es war eine gute Zeit voller kleiner Momente, die mir bis heute im Kopf geblieben sind. Doch wie so oft packte mich irgendwann das Fernweh. Es ging weiter. Diesmal Richtung Süden.
– Andrew







To love and carress and adore.
What is home without sweet wife,
To kiss you each night at the door.
What is home without sunshine,
With its bright from heaven above.
You may have wealth and money,
But what is home without love.”



Ciao!
Mailand war voller Hände in der Luft. Ich glaube, hier wird mehr mit Gesten geredet als mit Worten. Anfangs verstand ich kaum etwas, aber ich lernte schnell. Ich arbeitete in einem kleinen Café, ein paar Strassen entfernt vom Piazza del Duomo. Im Café war es eng, voll und laut. Ich balancierte Tabletts mit Espresso und Cornetti zwischen den Tischen, versuchte gleichzeitig zu bedienen, zuzuhören und nicht umgerannt zu werden. Ich gewöhnte mich schnell an die Energie, das Chaos, das Leben auf der Strasse. Doch irgendwann ging die Saison zu Ende. Für mich bedeutete das: weiterziehen. Ich wollte das Meer sehen, und so ging es weiter Richtung Süden, nach Nizza.
– Andrew







che me fa felice.”



Salut!
In Nizza war ich plötzlich ganz nah am Meer. Ich arbeitete in einem kleinen Strandrestaurant. Die Arbeit war unkompliziert. Ich brachte Teller raus, spülte Gläser und half in der Küche, wenn es brummte. Zwischendurch blieb manchmal sogar Zeit, kurz die Füsse ins Wasser zu halten. Es war entspannt, doch mit jedem Tag merkte ich: Ich war nicht mehr unterwegs, um Neues zu suchen, sondern, weil ich einfach noch nicht zurückgekehrt war. Jetzt ist der Moment gekommen. Nach sieben Jahren, sechs Städten und unzähligen Erinnerungen gehe ich zurück nach Hause. Ich bin dankbar für alles, was ich erleben durfte. Ich habe neue Sprachen gelernt, andere Kulturen kennengelernt, Menschen getroffen, die ich nie vergessen werde. Diese Reise hat mich geprägt. Und jetzt ist sie zu Ende. Au revoir!
– Andrew







n'est point digne d'amour.”


Südafrika, Oktober 1899
Die Spannungen zwischen dem Britischen Empire und den burengeführten Republiken Transvaal und Oranje-Freistaat haben ihren Höhepunkt erreicht.
Am 11. Oktober 1899 erklären die Buren dem Empire den Krieg, der Zweite Burenkrieg beginnt.
Ursache des Konflikts sind politische Machtfragen, wirtschaftliche Interessen an Goldvorkommen und der Widerstand der Buren gegen britische Expansion. Schnell breiten sich Gefechte über das südliche Afrika aus. Zunächst sind es die gut organisierten burischen Kommandos, die überraschende Erfolge erzielen.
Doch Grossbritannien mobilisiert seine imperialen Kräfte aus Kanada, Australien und Indien. Der Krieg droht sich zu einem brutalen Kolonialkonflikt auszuwachsen.
Der Beginn dieses Krieges wird das Land verändern, mit langen Belagerungen, Deportationen und der Einführung von Konzentrationslagern. Für viele Buren, Afrikaner und Briten beginnt ein Leidensweg, dessen Spuren das südliche Afrika noch lange prägen werden.
Paris, Sommer 1900
Die französische Hauptstadt wird in diesem Jahr zum Schaufenster der Zukunft: Auf der Weltausstellung präsentieren über 80.000 Aussteller aus aller Welt Erfindungen, Maschinen, Kunstwerke und kulturelle Schätze.
Besonders bestaunt wird das „Palais de l'Électricité“, ein gigantischer Bau voller Licht und Technik. Hunderte Glühbirnen leuchten die Nacht aus.
Ebenso spektakulär: die erste automatische Rolltreppe, auf der Damen mit Sonnenschirmen und Herren mit Zylindern staunend in Bewegung geraten.
Auch die Schweiz ist vertreten: mit feinen Uhren, Stickereien und Präzisionsgeräten aus Genf, Zürich und St. Gallen. Der Pavillon der Vereinigten Staaten zeigt erstmals ein automatisches Telefon, während Japan mit filigranen Lackarbeiten beeindruckt.
Melbourne, 1. Januar 1901
Zum ersten Mal in seiner Geschichte vereint sich Australien: Die sechs bisher getrennten britischen Kolonien schliessen sich zum Commonwealth of Australia zusammen.
Damit wird aus einem losen Verbund ein eigener Staat, mit Verfassung, föderaler Struktur und dem Recht auf Selbstverwaltung.
Die neue Hauptstadt soll später Canberra werden. Doch vorerst ist Melbourne das politische Zentrum. Dort wird am 9. Mai 1901 das erste australische Parlament feierlich eröffnet.
Der Bund bleibt mit der britischen Krone verbunden, steht aber erstmals auf eigenen Beinen. Überall im Land wird gefeiert, ein neuer Abschnitt beginnt.
Saint-Pierre, 8. Mai 1902
Ein gewaltiger Ausbruch des Mont Pelée hat die karibische Hafenstadt Saint-Pierre vollständig zerstört. Innerhalb weniger Minuten wurde die Stadt von einer glühend heissen Gas- und Aschewolke überrollt.
Mehr als 28.000 Menschen kamen ums Leben. Nur wenige überlebten. Häuser, Strassen, Hafenanlagen: alles wurde von Feuer und Asche ausgelöscht.
Augenzeugen berichten von einem plötzlichen Knall, gefolgt von Dunkelheit und einem Sturm aus Hitze und Staub. Die Katastrophe gilt schon jetzt als eine der schlimmsten Naturtragödien des Jahrhunderts.
Kitty Hawk, North Carolina, 17. Dezember 1903
Ein langer Menschheitstraum ist in diesem Jahr Wirklichkeit geworden: Orville und Wilbur Wright ist es gelungen, ein motorisiertes Flugzeug in die Luft zu bringen und zu steuern.
Ihr Fluggerät, ein leichter Doppeldecker aus Holz und Stoff, blieb beim ersten Versuch 12 Sekunden in der Luft und flog 37 Meter weit. Der zweite Flug dauerte fast eine Minute.
Die Maschine, „Flyer“ genannt, war das Ergebnis jahrelanger Tüftelei und Überzeugung. Viele glaubten nicht daran, doch die Brüder bewiesen, dass der Mensch fliegen kann. Es ist der Beginn einer neuen Zeit.
Stockholm, Dezember 1903
Die Physikerin Marie Curie wird als erste Frau überhaupt mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Curie und Henri Becquerel erhält sie die Auszeichnung für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Radioaktivität.
Sie forscht unter einfachsten Bedingungen. In einem provisorischen Labor isoliert sie die strahlenden Elemente Polonium und Radium, und legt damit das Fundament für ein völlig neues Verständnis von Materie und Energie.
Ihre Arbeit ist nicht nur eine grosse Leistung der Naturwissenschaft, sie setzt auch ein deutliches Zeichen in der Gesellschaft: Eine Frau behauptet sich mit Ausdauer und Disziplin in einer Welt, die bisher fast ausschliesslich Männern vorbehalten ist. Die wissenschaftliche Welt feiert ihren Mut, ihr Durchhaltevermögen und ihren Verstand.
Port Arthur, Februar 1904
In einer überraschenden nächtlichen Attacke hat die kaiserlich japanische Marine am 8. Februar 1904 die russische Flotte im Hafen von Port Arthur (heutiges Lüshunkou, China) angegriffen. Damit beginnt offiziell ein Krieg, der das Machtgleichgewicht in Asien verändern wird.
Japan sieht seine Interessen in Korea und der Mandschurei durch Russland bedroht.
Der Angriff ist ein historisches Novum: Zum ersten Mal in der modernen Geschichte erklärt ein asiatisches Land einer europäischen Grossmacht den Krieg und gewinnt die ersten Schlachten.
Der Krieg zeigt deutlich, wie weit Japan technologisch und militärisch aufgeschlossen hat. Während Russland durch logistische Probleme und politische Unruhen geschwächt ist, beweist Japan Strategie, Organisation und Entschlossenheit.
Dieser Krieg wird die Weltordnung erschüttern und für viele Völker ein Zeichen dafür sein, dass koloniale Machtverhältnisse nicht ewig bestehen müssen.
Bern, Sommer 1905
In einem kleinen Büro des Eidgenössischen Patentamts in Bern verfasst ein aus Deutschland stammender Physiker vier wissenschaftliche Arbeiten, die das Fundament der modernen Physik erschüttern. Sein Name: Albert Einstein.
Unter dem Titel „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“ entwickelt er die Spezialrelativitätstheorie, eine bahnbrechende Erkenntnis: Raum und Zeit sind nicht absolut, sondern relativ zur Bewegung des Beobachters. Daneben liefert er Erklärungen zum photoelektrischen Effekt, zur Brownschen Bewegung und zur Masse-Energie-Beziehung (E = mc²).
Diese Veröffentlichungen erscheinen im Fachjournal Annalen der Physik und stossen in der Wissenschaftscommunity auf Staunen, Zweifel und langsam wachsende Begeisterung.
Das Jahr 1905 wird später als Annus mirabilis, das Wunderjahr Albert Einsteins, in die Geschichte eingehen.
St. Petersburg, Januar 1905
Nach der verheerenden Niederlage gegen Japan und wachsender Armut im Volk brodelt es in Russland. Die Spannungen entladen sich am 22. Januar, als zehntausende Arbeiter in einem friedlichen Protestzug zum Winterpalast marschieren. Sie bitten um Brot, bessere Arbeitsbedingungen und politische Reformen.
Doch der Tag, der Hoffnung bringen sollte, endet in einem Massaker. Die Zarenarmee eröffnet ohne Vorwarnung das Feuer auf die unbewaffnete Menge. Der Tag geht als „Blutsonntag“ in die Geschichte ein.
Die Erschütterung ist gewaltig. Überall im Land folgen Streiks, Bauernaufstände und Meutereien. Die Erste Russische Revolution nimmt ihren Lauf. Zar Nikolaus II. sieht sich gezwungen, die Duma, ein erstes gewähltes Parlament, einzuführen.
Russland steht am Beginn eines Jahrzehnts voller Krisen, das 1917 in eine noch tiefere Revolution führen wird.
San Francisco, 18. April 1906
Um 5:12 Uhr morgens wird die Stadt an der US-Westküste von einem gewaltigen Beben der Stärke 7,8 erschüttert. Die Erde reisst auf, Gebäude stürzen ein, Gasleitungen explodieren. Innerhalb weniger Minuten versinkt San Francisco im Chaos.
Die Zerstörung durch das Beben ist bereits immens, doch das wahre Inferno folgt in Form gewaltiger Brände, die über Tage hinweg wüten. Die Feuerwehr ist machtlos, die Wasserversorgung ist zusammengebrochen. Über 3.000 Menschen sterben, mehr als 250.000 werden obdachlos.
Die Stadt gleicht einem Schlachtfeld aus Ruinen, Rauch und Verzweiflung. Doch schon wenige Wochen später beginnen mutige Bewohner mit dem Wiederaufbau. San Francisco wird nie wieder sein wie zuvor, aber es wird wiederauferstehen.
Europa, Sommer 1907
Mit dem Abschluss des Anglo-Russischen Abkommens festigen die drei Grossmächte Frankreich, Grossbritannien und Russland ein stilles Bündnis: die sogenannte Triple Entente.
Was als lose diplomatische Annäherung begann, ist nun ein deutliches Zeichen: Europa spaltet sich in zwei Lager. Auf der einen Seite die Entente, auf der anderen der Dreibund aus Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien.
Zwar gibt es noch keine formelle Kriegserklärung, doch die Zeichen stehen auf Konfrontation. Koloniale Interessen, aufgerüstete Armeen und nationale Eitelkeiten spannen das politische Gefüge Europas.
Diese Entwicklung gilt als ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Ersten Weltkrieg, auch wenn der Konflikt noch Jahre entfernt scheint.






STECKBRIEF
GESCHICHTE
Andrew wurde in Davos im Kanton Graubünden geboren und wuchs dort auf einem Bauernhof auf. Schon als Kind half er viel mit, sei es im Stall oder auf dem Feld.
Nach der Schulzeit hatte er verschiedene Jobs in der Umgebung. Irgendwann packte ihn jedoch die Neugier und er machte sich auf, Arbeit ausserhalb des Tals zu suchen. Sein erstes Ziel: St. Moritz im Engadin. Dort begann auch seine Reise durch die Welt.
In St. Moritz begann Andrew, Notizen, Gedichte und Lieder in einem kleinen Büchlein festzuhalten. Die Einträge verfasste er in wunderschöner Handschrift und oft in verschiedenen Sprachen: Deutsch, Französisch, Italiensch und Englisch. Auf der ersten Seite trug er sorgfältig jede Station ein, die er besuchte.
Was er auf seinen Reisen genau erlebt hat, lässt sich heute nicht mehr sagen. Das Büchlein ist eines der wenigen Dinge, die von ihm geblieben sind. Es enthält persönliche Einträge, Beobachtungen und Gedanken aus einer vergangenen Zeit.